Im Rahmen des Wahlpflichtmoduls Polnisch hatten sich 15 Studenten/innen und unsere Dozentin Frau Müller zusammengefunden, um innerhalb von 4 Wochen Grundkenntnisse der polnischen Sprache zu erlernen. In den ersten zwei Wochen galt es Vokabeln und Grammatik zu lernen, aber vor allem die für uns Deutschen recht ungewöhnliche Aussprache der polnischen Laute zu üben. Gerade die grammatikalischen Besonderheiten der polnischen Sprache waren oftmals erst auf den zweiten Blick logisch. Des Weiteren kamen noch polizeispezifische Redewendungen hinzu.
Nach zwei Wochen intensiven Lernens an der Fachhochschule fand vom 22.06. bis 26.06.2015 unsere Fahrt nach Danzig statt, um die erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen. Hierbei sollte das sprachlich Erlernte angewandt und verfeinert sowie das Verstehen der polnischen Sprache gestärkt werden. Auch sollte die Reise als Möglichkeit dienen, sich mit der polnischen Kultur und der Geschichte auseinanderzusetzen.
Aufgeregt und voller Vorfreude trafen wir uns am Montagmorgen um 07:00 Uhr an der FH. Dann ging es auf die ca. 500 Km lange Reise nach Danzig. Die erste Rast erfolgte bereits auf polnischem Boden, was allgemeine Verunsicherung auslöste, da man nun auf die erworbenen Sprachkenntnisse zurückgreifen musste. Nach strapaziösen 7 Stunden Fahrt kamen wir in Gdansk an. Da sich Hunger auf der langen Autofahrt entwickelt hatte, begaben wir uns direkt in ein Restaurant in der Innenstadt, welches traditionelles polnisches Essen im Angebot hatte. Ziel war es, den Bestellvorgang ausschließlich auf Polnisch zu absolvieren. Was man sich zuvor 2 Wochen im Hefter notiert und mehrmals vor sich hin gesprochen hatte, führte zum Ziel. Im Anschluss unternahmen wir gut gestärkt eine Bootstour auf der Mottlau. Auf dieser abenteuerlichen Entdeckungstour Danzigs zu Wasser, wurde uns die historische und wirtschaftliche Relevanz der Hansestadt vor Augen geführt. So sahen wir die Westerplatte, wo sich in den 1930er Jahren ein Munitionslager der polnischen Marine befand. Am 01.09.1939 wurde dieses durch deutsche Streitkräfte angegriffen. Dies gilt als Anfang des zweiten Weltkrieges. Auf der Rückfahrt wurde für musikalische Unterhaltung auf dem Schiff gesorgt. Ferner wurde auch das erlernte polnische Liedgut getestet. Für das Geburtstagsständchen an einen Kommilitonen ernteten wir Respekt von der Schiffsbesatzung. Der erste Abend klang, erschöpft von der Reise und den ersten Eindrücken, in den Hotelzimmern aus.
Für Tag zwei stand eine Fahrt nach Malbork (Marienburg) zur Besichtigung einer Ordensritterburg auf dem Plan. Während der gebuchten Burgführung wurden uns in deutscher Sprache die Geschichte zu den Gemäuern, Gemächern und heiligen Figuren bildhaft näher gebracht. Interessiert betrachteten wir zudem die ausgestellten Kampfausrüstungen von Rittern und Pferden ihrer Zeit. Zur Mittagszeit kehrten wir in ein Restaurant ein, welches auf dem Wasser gelegen war. Ein Großteil der Truppe bestellte sich Gerichte typisch polnischer Art, wie beispielsweise Rote-Bete-Suppe oder gefüllte Maultaschen. Leider war das Wetter an diesem Tage nicht auf unserer Seite, was uns aber die Freude am Lernen nicht nehmen konnte. Zurück in Danzig, gab uns Pani Gosia freie Zeit, um weiter die Stadt zu erkunden und versuchte uns dazu zu bewegen mit Menschen in Kontakt zu kommen und polnische Speisen auszutesten.
Am dritten Tag stand die Anwendung der Sprache noch mehr im Vordergrund. So konzipierte Frau Müller einen Aufgabenkomplex a la „Schnitzeljagd“, welche durch uns in 2er oder 3er Gruppen durchgeführt werden musste. Hierbei sollten wir durch Danzig ziehen und zahlreiche Aufgaben erfüllen, die uns zu selbstständigem Handeln und Agieren auf Polnisch bewegen sollte. Hier mussten verschiedene sprachliche Hürden berwältigt werden, wie zum Beispiel nach dem Weg fragen, wie spät es ist, Obst beziehungsweise Gemüse kaufen, Reklameschilder fotografieren und selbst herausfinden was sie bedeuten könnten. Des Weiteren sollten einige Orte und Gebäude aufgesucht werden. Das hat großen Spaß gemacht, da man seine sprachlichen Fähigkeiten weiter trainieren und zudem auch noch mehr die Stadt besichtigen konnte. Man konnte auf diesem Wege auch mit den Leuten ins Gespräch kommen. Dabei fiel uns auf, dass je öfter man mit den Polen sprach, die Verständigung immer besser und sicherer wurde. Mit jedem weiteren Gespräch wurde es für einen selbst leichter und man verlor die Scheu Polnisch zu sprechen. Wir konnten langsam Zusammenhänge verstehen und einige Redewendungen kamen so völlig unbewusst und automatisch über die Lippen. Außerdem beobachteten wir, dass sich die Polen über unseren Versuch, sich mit ihnen in ihrer Muttersprache zu unterhalten, freuten. Wir wurden von unseren Nachbarn stets höflich empfangen und auch verstanden. Und obwohl uns dies zunächst nahezu als unlösbare Aufgabe erschien, war uns dann doch dank der Hilfsbereitschaft der Menschen und unserer bis dahin von uns selbst unterschätzen sprachlichen Fähigkeiten gelungen, den Aufgabenkomplex abzuarbeiten. Beim anschließenden Mittag in einer Milchbar kontrollierte unsere Dozentin, ob die Aufgaben erfüllt worden waren und wir mussten ihr unsere Ergebnisse kurz vorstellen. Als Belohnung gab es gleich nach dem Essen noch eine Stadtführung mit Frau Müller höchstpersönlich als Travelguide zu weiteren Hotspots in Danzig. Hier wurde erneut deutlich über welche Sehenswürdigkeiten die Stadt verfügt. Den Abend verbrachten wir mit einigen team-bildenden Aktivitäten.
Die erste Aufgabe für Donnerstag bestand darin eine Fahrkarte nach Oliwa, einem Stadtteil Danzigs, auf Polnisch zu kaufen. Zunächst besuchten wird den bezaubernd angelegten Park und das dort „versteckte“ Zisterzienserkloster mit der dazugehörigen Domkirche. Dort durften wir uns ein halbstündiges Orgelkonzert anhören. Die Weiterfahrt nach Sopot, dem Saint-Tropez Polens, war keine lange und es erwartete uns eine gastfreundliche und harmonische Promenade, welche die Ostsee umschmeichelt. Nach einem letzten gemeinsamen Mittag in Polen betraten wir die gewaltige hölzerne Seebrücke mit wunderschönem Ausblick. Bis in den frühen Abend hinein genossen wir die wärmenden Sonnenstrahlen im Zusammenspiel mit dieser verführerischen Kulisse. Abends gingen wir gemeinsam zu einem polnischen Karaoke-Abend, welcher ungeahnte Talente ans Licht brachte. Gemeinsam mit den polnischen Gästen sangen wir um die Wette. Einige Male sogar gemeinsam.
Am Freitag verließen wir Danzig mit vielen positiven Eindrücken und gefestigten Sprachkenntnissen.
Abschließend betrachtet war diese Woche ideal um die Theorie in die Praxis umzusetzen, bei den alltäglichen Situationen weiter zu üben, aber auch um Land und Leute kennenzulernen. Die anfängliche Unsicherheit war schnell verflogen, da die Einheimischen immer erfreut waren, dass es jemanden von außerhalb Polens gibt, der sich bemüht sie in ihrer Muttersprache anzusprechen; und seien es auch nur ein paar wenige Wörter und Redewendungen.Mehr noch: es kam uns teilweise so vor, als ob wir der polnischen Sprache mächtig sind oder sogarals Muttersprachler eingeschätzt wurden, schon wenn uns nur das erste Dzień Dobry über die Lippen kam.
Dank gebührt an dieser Stelle der FHPol für die Ermöglichung der Reise, dem Förderverein für finanzielle Unterstützung, und vor allem Frau Müller für Planung und Durchführung des interessanten Programms. Wir können nur hoffen, dass anderen Jahrgängen auch die Möglichkeit geboten wird eine solche Sprachreise anzutreten.